7. März – Das tägliche Leben in Honduras

Der Monat Februar war bestimmt von einem grossen Ereignis: Der Ex-Präsident Juan Orlando Hernández, welcher bis Januar dieses Jahres Präsident von Honduras war, wurde in seinem Haus verhaftet. Es besteht ein Auslieferungsgesuch seitens den Vereinigten Staaten. Der Grund für die Auslieferung ist das Mitwirken am Drogenhandel – ein Fakt, welche von vielen nationalen sowie internationalen Medien schon seit längerem bewiesen worden ist. Der Ex-Präsident ist momentan noch in Untersuchungshaft in der Hauptstadt Tegucigalpa und wartet auf die Auslieferung.

Für viele Honduranerinnen und Honduraner war dies eine freudige Nachricht. Es gab viele organisierte Strassenfeste, um dieses Ereignis zu feiern. Jedoch ist auch eine Frustration bei vielen bemerkbar; wieder einmal mehr scheint Gerechtigkeit „nur“ zu gelingen, weil die USA eingreift. Viele fragen sich, wieso der korrupte und so offensichtlich im Drogenhandel involvierte Ex-Präsident nicht in Honduras zur Strafe gezogen wird?

Ein weiteres Thema, welches mich immer wieder zutiefst berührt und traurig macht, ist die Rollenverteilung und damit zusammenhängend die Stellung der Frauen in Honduras. Hier im Dorf kenne ich sehr viele Frauen, welche tagtäglich eine enorme Leistung erbringen. Viele von ihnen arbeiten auswärts und deshalb beginnen sie ihre Tage um 3:30 Uhr morgens, um den Holzherd zu heizen und das Frühstück für die Kinder und Ehemann bereit zu machen. Dann kochen sie noch das Mittagessen für die Kinder vor, um dann zur Arbeit zu gehen. Wenn sie von der Arbeit nach Hause kommen, warten viele Haushaltsarbeiten wie Kleider waschen (von Hand), Abendessen vorbereiten, oft müssen sie noch Holz suchen gehen, damit der Holzherd am nächsten Morgen eingeheizt werden kann. Viele der Männer verrichten Haushaltsarbeiten nicht; es wurde ihnen seit Kindheit beigebracht, dass dies keine „Männerarbeit“ ist. Der Mann hat die Rolle, Geld nach Hause zu bringen – eine sehr veraltete, aber leider noch sehr aktuelle Sichtweise. Denn hier in Honduras arbeiten viele der Frauen auswärts und verdienen ebenfalls ihr Geld. Doch der ganze Haushalt bleibt an ihnen hängen.

Meine Nachbarin Laura*, welche zweifache Mutter ist, erzählte mir letzte Woche, wie schwierig es für sie im Moment ist: Ihr 18jähriger Sohn hatte vor kurzem einen Motorrad-Unfall und muss für zwei Monate im Bett bleiben. Er arbeitet auf einer Baustelle und trägt 50% zum Haushaltsbudget bei. Die anderen 50% steuert Laura bei. Der Vater der Kinder lebt im gleichen Haushalt, jedoch trägt er nichts zum Haushaltsbudget bei! Der Grund ist anscheinend, dass er viele Schulden hat und er bezahle ja schliesslich Elektrizität (zur Erklärung: auch er arbeitet und verdient sogar mehr als Laura). Die ganzen Kosten für das Essen, Schulmaterial, Kleider, etc. haben bis jetzt meine Nachbarin und ihr älterer Sohn gedeckt. Da ihr Sohn im Moment nicht arbeitsfähig ist und deshalb kein Lohn erhält, bleiben die ganzen Kosten an ihr hängen… Gleichzeitig besteht eine Abhängigkeit ihrem Partner gegenüber: Sie lebt in seinem Haus, auf seinem Grundstück. Zu starke Forderungen oder Erpressung von ihrer Seite würde dazu führen, dass ihr Partner sie vom Haus wegschicken würde. Doch wohin würde sie mit ihren zwei Söhnen gehen? Dies ist (leider) ein häufiger Grund, wieso viele Frauen so viel Ungerechtigkeit aushalten.

Im Februar startet hier in Honduras das Schuljahr. Einige Schulen bieten Präsenzunterricht an, jedoch nur ein bis zwei Mal pro Woche. In den ländlichen Gebieten wie in unserem Dorf geben die Lehrer und Lehrerinnen immer noch „Unterricht“ via Internet. Viele Lehrpersonen haben sich an die Vorteile und Privilegen vom „von-zu-Hause-aus-arbeiten“ gewöhnt und verspüren keine grosse Motivation, zurück ins Klassenzimmer zu gehen. Ein Lehrer erzählte mir, dass er in den letzten zwei Jahren 40‘000 Lempiras (umgerechnet ca. 1‘500 CHF) sparen konnte, da er kein Transport zur Schule und kein Essen auswärts bezahlen musste, sondern von zu Hause aus arbeiten konnte! Bei diesen Ersparnissen ist es nicht verwunderlich, dass gewisse Lehrpersonen keine Eile haben, zurück zu Präsenzunterricht zu wechseln…

Die Kinder hier im Dorf erhalten jeden Montag ein Dossier, welches sie bis Ende Woche per WhatsApp einreichen müssen. Anscheinend sind die Bauarbeiten an der Schule noch nicht fertig, deswegen können sie kein Präsenzunterricht geben – obwohl sie ganze zwei Jahre Zeit gehabt haben, die Schule fertig zu bauen ☹ Und wieder einmal sind es die Kinder und die Bildung, die unter den Konsequenzen leiden…

Unsere Bibliothek läuft munter weiter! Es ist schön zu sehen, wie viele der älteren Kinder mehr Bücher ausleihen und uns dann stolz erzählen kommen, was der Inhalt des Buches ist. Es sind einige neue Ideen für die Bibliothek vorhanden, jedoch warten wir, bis sich das Schulsystem entschieden hat bezüglich Präsenzunterricht oder nicht. Dies sollte Ende März entschieden werden und bis dahin sind wir am Ideen ausbrüten 😊

* Name geändert

28. Januar – Das tägliche Leben in Honduras

Ein gutes Neues Jahr 2022! Wir hoffen, ihr alle seid gut ins neue Jahr gestartet und konntet schöne Festtage im Kreis Euren Liebsten feiern.

Die Festtage gingen in Honduras relativ ruhig über die Bühne. Ein oft besprochenes Thema waren die vergangenen Wahlen; die Freude über den Sieg von Xiomara Castro war deutlich zu spüren. Und doch überschatteten negative Nachrichten in den vergangenen Tagen die Schlagzeilen: Es herrscht ein Streit über die Wahl des neuen Präsidenten des Kongresses. Neben der Präsidentin ist dies eine weitere Person, welche viel Macht haben wird. Im Vorfeld der Wahlen wurde von der Allianz, welche die Wahlen gewonnen hat, bereits einen Kandidaten bestimmt, jedoch wollen die übrigen Kongressmitglieder diese Person nun nicht akzeptieren. Im Grunde genommen herrscht ein Machtkampf zwischen der Libre Partei, welche die Präsidentschaftswahlen gewonnen hat und der konservativen Nationale Partei, welche die Wahlen verloren hat, aber trotzdem einige Sitze im Kongress gewonnen haben. Naja, gewonnen oder sich durch Wahlfälschung ergattert haben…

Die Anspannung in der Hauptstadt ist deutlich zu spüren. Viele sind auch enttäuscht, dass nach so friedlich verlaufenden Wahlen jetzt ein solcher Machtkampf entfacht ist. Und die Spannung steigt auch damit, dass Ende Januar die offizielle Machtübernahme der neuen Präsidentin ist. Bis jetzt hat also immer noch der korrupte Präsident das sagen.

Corona ist in Honduras in den Hintergrund gerückt. Obwohl über viele Fälle der neuen Variante „Omicron“ berichtet werden, gibt es wenige Todesfälle und Spitaleinweisungen deswegen. Viele Personen gehen oft auch gar nicht einen Test machen – oft ist der Kostenaufwand der Grund. Wieso soll man Geld für den Transport einsetzen, wenn man doch nicht die Gewissheit nach einem klaren Ergebnis hat? Das Ergebnis eines PCR Tests wird hier in Honduras erst nach ca. fünf Tagen übergeben.

Das Jahr haben wir in der Bibliothek mit einer kleiner Weihnachtsfeier abgeschlossen. Mit der Gruppe der Jugendliche haben wir Schweizer Weihnachtsguetzli gebacken: Spitzbuben und Mailänderli  Es hat sehr viel Spass gemacht und einige Jugendliche entdeckten ihr Talent für das Backen! Am folgenden Tag haben wir die Guetzli mit Kaffee oder Tee verkauft und konnten ein gemütliches Beisammen-sein in der Bibliothek feiern.

Gleichzeitig haben wir den Ferienkurs weitergeführt und können ihn diesen Monat erfolgreich abschliessen. Viele Kinder haben erfreuliche Fortschritte gemacht und können einige einfache Wörter lesen und schreiben.

Das Schuljahr hier in Honduras beginnt Anfang Februar. Jedoch wissen wir bis jetzt nicht, ob es Präsenz Unterricht sein wird oder nochmals ein Jahr mit Online Klassen…

14. Dezember – Das tägliche Leben in Honduras

Und schon ist das Jahr 2021 fast vorbei. Wir sind im letzten Monat des Jahres angekommen und auch hier in Honduras herrscht Weihnachtsstimmung.

Und nebst der Weihnachtsstimmung herrscht liegt auch ein ungewöhnlicher Frieden in der Luft. Grund dafür sind die Wahlen, welche Ende November stattgefunden haben. Es gab, für viele überraschenderweise, einen Parteiwechsel! Zum ersten Mal in der Geschichte hat Honduras eine Frau als Präsidentin!

Foto: Martín Cálix (https://contracorriente.red/wp-content/uploads/2021/12/5476-Elecciones-Generales-2021.jpg)

Die Wahlen sind friedlich verlaufen und sogar danach gab es keine Proteste. Aus meiner Sicht ist einer der Hauptgründe dieser, dass das Volk sich ernst genommen fühlte und das Resultat respektiert wurde. Viele haben sich einen Wechsel gewünscht und dies widerspiegelte sich an der grossen Wahlbeteiligung – fast 70%! Die Nationale Partei, welche 12 Jahre an der Macht war, war von Korruption und Unterdrückung gekennzeichnet. Ob die Libre-Partei, welche die Wahlen gewonnen haben, besser und ehrlicher ist, da gehen die Meinungen auseinander. Fakt ist, dass viele Honduranerinnen und Honduraner neue Hoffnung spüren und froh sind, dass es einen Wechsel gibt. Was traurigerweise nicht verhinderbar war, ist die Wahlfälschung der Nationalen Partei für den Kongress. Sie wollen um jeden Preis die Macht behalten, wo sie noch können.

Das Schuljahr hier in Honduras ist im November zu Ende gegangen und beginnt im Februar wieder. Für viele Eltern und auch für mich ist es nicht nachvollziehbar, wie die meisten Kinder das Schuljahr bestanden haben. Die Lehrer und Lehrerinnen haben die Kinder als „bestanden“ eingestuft und somit werden sie nächstes Jahr in die nächste Klasse kommen. Obwohl sie das ganze Schuljahr über keine Hausaufgaben gemacht haben oder am Online-Unterricht teilgenommen haben. Als ich unsere Lehrerin vom Dorf fragte, wieso dies so sei, erklärte sie mir, dass der Bildungssektor „gut da stehen müsse“. Je mehr Kinder die Klasse bestehen, desto besser das Bild gegen aussen. Irgendwie müssen sie sich ja rechtfertigen, dass die gespendeten Millionenbeträge für die Bildung „eingesetzt“ worden sind. Und wer darunter leidet, sind die Kinder…

Vor allem jene Kinder, welche in die zweite und dritte Klasse kommen, haben noch nie Präsenzunterricht erhalten – wegen der Pandemie. So werden diese Kinder also in die zweite oder dritte Klasse gehen, ohne die Buchstaben und Nummern zu kennen, ohne lesen und schreiben zu können! Dies war Grund genug für Belkis (die Lehrerin vom Dorf, welche auch die Nachhilfe gibt) und mich, kurzfristig einen Ferienkurs ins Leben zu rufen. Nun können jene Kinder mit besonderer Lese- und Schreibschwäche vier Mal pro Woche in der Bibliothek gemeinsam mit uns lernen.

Wir in der Bibliothek haben unseren Weihnachtsbaum fertig geschmückt und die Kinder sind voller Vorfreude. Es ist eine kleine Weihnachtsfeier geplant, an welcher wir selbstgemachte Weihnachts-Guetzli mit Kaffee verkaufen werden und ein gemütliches Zusammensein geniessen werden.

Hier im Blog wird es eine kleine Pause geben und ab Januar gibt es wieder Berichte. Wir wünschen allen frohe und lichtvolle Weihnachten und einen guten Start ins Neue Jahr!

25. November – Das tägliche Leben in Honduras

November. Ein Monat, welcher von Anspannung und Unsicherheit geprägt ist. Am 28. November werden die Wahlen durchgeführt und überall ist die Anspannung deutlich spürbar. Die Nationale Partei, welche seit 12 Jahren an der Macht ist, macht viele Sachen, wo ich immer wieder nur den Kopf schütteln muss. Letzten Sonntag hat diese Partei zu einem Marsch in der Hauptstadt Tegucigalpa aufgerufen und Personen aus dem ganzen Land mit Bussen hergebracht. Es herrschte ein Chaos in der Hauptstadt und was nach dem Marsch übrig geblieben ist, war ein riesiger Müllhaufen. Die Politiker haben den Personen Getränke und Mittagessen verteilt. Viele dieser Personen waren Familien mit Kindern, die wenig finanzielle Mittel haben. Für diese Gruppe war es natürlich verlockend, einen „gratis“ Ausflug mit bezahltem Essen nach Tegucigalpa zu unternehmen. Die Gegenleistung besteht natürlich darin, die Mitglieder dieser Partei zu wählen.

Dies ist nur ein Beispiel von vielen, die ich gehört habe. Meine Nachbarin hat mir erzählt, dass ihrem Bruder 12’000 honduranische Lempiras (ca. 460 CHF) versprochen wurden, wenn er 20 Personen an die Urne bringt, welche für die Nationale Partei stimmen werden. Dies ist ein hoher Betrag wenn man bedenkt, dass ein Durchschnittseinkommen bei ca. 9‘000 HNL liegt. Gleichzeitig werden „Bonos“ verteilt für diejenigen Personen, welche sich schon geimpft haben. Da es hier wenig mit dem Virus Covid zu tun hat, ist dies sehr schnell zu durchschauen. Die Bonos werden erneut von der Nationalen Partei verteilt, um populärer zu werden und sich mehr Stimmen zu „kaufen“. Die Bonos bestehen meist aus Lebensmittel und / oder einem Geldbetrag.

Es wird sehr wahrscheinlich auch einen Lock-Down nach den Wahlen geben; nicht wegen dem Covid, sondern um die Proteste zu verhindern. Es bleibt spannend und wir hoffen alle, dass die Wahlen fair durchgeführt und dies auch von den internationalen Akteuren unterstützt wird.

Dass das Geld unfair verteilt ist, ist hier kein Geheimnis und tagtäglich wird man damit konfrontiert. Letzte Woche musste ich in das neue „Centro Civico“ gehen, wo sich seit kurzem alle öffentliche Büros befinden. Es ist ein pompöses Gebäude, welches der aktuelle Präsident hat errichten lassen. Das ganze Zentrum hat stolze 5 Milliarden honduranische Lempiras gekostet (mehr als 2 Millionen US-Dollars). Beim Eintreten kommt man sich vor wie in New York oder Zürich. Sogar das Lift-System ist so modern, dass ich als Schweizerin nicht wusste, wie zu bedienen ☺.

Das traurige ist, dass knapp ein Kilometer weit entfernt das öffentliche Spital steht, welches das letzte Mal vor fast 40 Jahren renoviert worden ist und beinahe auseinander fällt.

Covid ist in diesem Monat stark in den Hintergrund gerückt, da die Wahlen „wichtiger“ sind. Aber anscheinend wird nun ein negativer PCR-Test von den Personen verlangt, um sich die zweite Impfung zu verabreichen. Meine Nachbarin sucht seit einer Woche einen Ort, wo sie die zweite Impfdosis erhält.

Bei all diesen Geschichten, welche ich so oft von der Bevölkerung hier höre, bin ich immer wieder froh in unsere „Insel“, die Bibliothek, zu gehen. Da bald Weihnachten vor der Tür steht, sind wir in den Wald gegangen und haben einen passenden „Weihnachtsbaum“ gesucht – und auch gefunden. Es ist schön zu sehen, wie es die Kinder und auch Jugendliche erfreut, zu dekorieren und sich auf Weihnachten einzustimmen.

Mit dem Geld, welches wir während der Kleidertauschbörse gesammelt haben, ging ich mit den Kindern letzte Woche in einen Bücherladen und sie konnten voller Eifer Bücher auslesen, welche sie gerne lesen möchten. Somit lernen sie, das Geld sinnvoll einzusetzen und die Motivation zum Lesen wird angeregt ☺

28. Oktober – Das tägliche Leben in Honduras

Oktober bedeutet Regenzeit hier in Honduras. Bis jetzt haben wir in unserer Region „normalen“ Regen gehabt. Im Norden von Honduras, wo es letztes Jahr starke Überschwemmungen gab, hat der Fluss allerdings bereits jetzt schon wieder eine kritische Höhe erreicht. Letzte Woche hatten wir die Möglichkeit, den Fluss Ulúa in El Progreso zu besuchen. El Progreso ist im Norden von Honduras und der Fluss Ulúa hat dort letztes Jahr viel Schaden angerichtet. Es ist immer noch gut zu sehen, wo der Fluss über die Ufer getreten ist und die umliegenden Dörfer komplett unter Wasser setzte. Eine Stärkung der Uferränder ist nötig, doch unglücklicherweise wurde einfach die weggeschwemmte Erde wieder zusammengeschaufelt. Experten sagen, dass diese „Verstärkung“ eine erneute Überschwemmung nicht verhindert. So hoffen wir alle, dass sich die Regenmassen in Grenzen halten und kein Hurrican hinzukommt.

Es fehlt nur noch einen Monat, bis zu den Wahlen. Die Anspannung steigt immer stärker an. Vor allem seit sich die zwei stärksten Oppositionsparteien zusammengeschlossen haben, steigt der Druck auf die regierende Nationale Partei stark an. Für viele Personen im Dorf ist es klar, dass sie die Nationale Partei wählen werden. Der Grund ist die „Unterstützung“, welche sie erhalten. Eine Nachbarin, welche gerade ihr Haus baut, hat fünf Säcke Zement erhalten – und dies einfach so – von der Nationalen Partei gespendet. Ein zwölfjähriges Mädchen hat mir in der Bibliothek freudig erzählt, dass sie ein Stipendium von der Nationalen Partei erhalten hat – im Wert von 3‘000 Honduranische Lempiras (umgerechnet ca. 115 CHF). Als ich die Mutter fragte, ob sie irgendwelche Belege einreichen muss oder ob es für etwas spezielles eingesetzt werden soll (zum Beispiel Schulunterlagen, etc.), antwortete sie mir, dass sie selber entscheiden kann, für was sie es einsetzen möchte und muss anschliessend auch keine Belege einreichen. Die Absicht, welche die Nationale Partei damit erreichen möchte, ist wirksam! Denn diese Familie wird ihre Stimme dieser Partei geben. Traurig und für viele unverständlich ist die Tatsache, dass es sich um öffentliche Gelder handelt, welches für den „Stimmenkauf“ verwendet wird. Geld, welches eine weit bessere Verwendung im Land finden könnte.

Viele fragen sich, wie das Impfen hier in Honduras voran geht. Aus meiner Sicht geht es erstaunlich gut vorwärts, obwohl Statistiken zufolge erst 25% der Leute geimpft sind. Was ich in meinem Umfeld beobachten kann: im Dorf sind fast alle geimpft, auch alle meine Bekannten in der Hauptstadt haben beide Impfdosen erhalten. Eine Nachbarin, welche im öffentlichen Spital in Tegucigalpa arbeitet, hat sogar schon die dritte Impfdosis erhalten. Die Frage ist, wie sich das Impfvorgehen entwickelt, sobald die Wahlen vorüber sind, denn die Impfanlässe werden gleichzeitig als Wahlkampagnen missbraucht.

Die gute Neuigkeit, dass die Kinder einmal pro Woche Schulunterricht erhalten, gehört leider schon wieder der Vergangenheit an. Anfang dieses Monats haben sie begonnen, einen Teil unserer Zufahrtsstrasse zu betonieren. Unser Dorf ist also im Moment nicht per Auto oder Motorrad erreichbar, sondern nur zu Fuss. Dies ist Grund genug für die Lehrer, den einmal wöchentlichen Präsenzunterreicht zu pausieren – und dies zu Lasten der Kinder.

Unser Bibliotheksteam hat ein neues Mitglied erhalten: eine liebe Nachbarin vom Dorf. Sie hat sich bereit erklärt, mich an den Donnerstagen jeweils zu unterstützen. So können wir den 20 bis 25 Kindern mehr gerecht werden und ihnen jene Aufmerksamkeit schenken, die sie verdienen.

Ebenso habe ich mit fünf jungen Mädchen und einem Jungen eine Gruppe ins Leben gerufen. Unser Ziel ist, den Austausch zu fördern und die Bibliothek aktiv zu halten. So kam die wunderbare Idee von einer Kleider-Tauschbörse zustande, was wir vor zwei Wochen gleich erfolgreich umgesetzt haben. Es war ein lustiger Nachmittag und unsere Gruppe konnte dank Verkauf von Kaffee ein kleines Taschengeld für die Bibliothek sammeln. Eine weiterführende Idee dahinter ist, den Kindern den Umgang mit Geld beizubringen, indem selbständig kleine Sachen für die Bibliothek kaufen können. Es ist schön und herzerwärmend zu sehen, wie die Motivation der Kinder mit so einfachen Sachen stimuliert werden kann.