26. August – Das tägliche Leben in Honduras

Es ist manchmal erstaunlich und erschreckend, wie schnell ein Monat vergeht ☺ Der Monat August ist schon bald vorbei.

Anfang August wurde den Eltern die Möglichkeit verkündet, dass „eventuell“ die Kinder ab Mitte August hier im Dorf teilweise wieder Präsenz-Unterricht erhalten werden. Die Freude und die Erleichterung standen den Eltern ins Gesicht geschrieben, so auch den Kindern. Die Kinder kamen freudig in die Bibliothek, um mir diese Ankündigung zu erzählen. Doch nun ist bereits Ende August und wir haben nichts mehr gehört.

Auf der einen Seite ist es schön zu sehen, wie sich die Kinder auf die Schule freuen – auf der anderen Seite tut es mir immer wieder weh mit anzusehen, wenn Sachen versprochen und dann nicht erfüllt werden. Und somit wird eine Enttäuschung und erneute Hoffnungslosigkeit in den Menschen erzeugt.

Die Lehrerinnen und Lehrer betonen oft in den Medien, dass sie es nach wie vor verantwortungslos finden, wenn sie zurück in die Schulen müssten. Naja, es ist auch offensichtlich, dass diese Unterrichtsform sehr bequem für die Lehrerinnen und Lehrer ist: von zu Hause aus Schulmaterial senden, korrigieren und trotzdem den gleichen Lohn erhalten. Viele Lehrpersonen machen keine Erklärungs-Videos und beantworten die Fragen der Eltern nicht. Gleichzeitig ist es aber auch traurig zu erfahren, dass viele Lehrpersonen ihr Gehalt nicht immer erhalten; eine Lehrerin aus meinem Dorf hat mir anvertraut, dass sie seit zwei Monaten kein Lohn erhält.

Und dies ist leider die Realität von vielen Angestellten. So ist es nicht verwunderlich, dass viele Personen das Land verlassen wollen, um eine bessere Zukunft zu suchen. Denn viele Migrantinnen und Migranten senden regelmässig Geld an ihre Familien hier in Honduras. Für den Rest, welche diese Unterstützung nicht erhalten, ist diese Situation sehr frustrierend. Sie sehen, wie diese Familien besser wohnen, bauen und sich einen gewissen Luxus leisten können. Diesen Luxus können sie sich mit dem lokalen Lohn nicht erlauben, denn es reicht (wenn überhaupt) knapp für die monatlichen Ausgaben wie Essen, Strom, Transport, etc.

Viele machen sich mit einem sogenannten „Coyote“ (eine Person, die sich „spezialisiert“ hat, Menschen über die Grenzen illegal in die USA zu bringen) auf den Weg. Dieser kostet meist viel Geld, welches die Familie mit viel Müh und Not auftreibt – oft auch mit Schulden verbunden.

Andere versuchen es auf dem legalen Weg und beantragen einen Pass. Das Passbüro in Tegucigalpa ist voll! Als ich dort letzte Woche ein Dokument abholen musste, kamen mir fast die Tränen – geschätzte Hundert Menschen waren am anstehen, um einen Pass zu erhalten. Mit dem Wissen, dass der Pass nur der erste Schritt auf einem langen Migrations-Weg ist.

Die Nachhilfe-Stunden an den Mittwochen in unserer Bibliothek sind also momentan immer noch die einzigen Stunden, an denen die Kinder einen Präsenz-Unterricht erfahren. Wir lernen fleissig die Buchstaben und Zahlen mit den kleineren Kindern; mit den grösseren Kindern sind Mathematik und Grammatik das Hauptthema. Und letztes Mal haben wir aus Spass einige Wörter auf Deutsch den Kindern beigebracht ☺ Die Kinder lieben es, mit allerlei Recycling Materialien Kunstwerke zu bauen: mit WC-Rollen, leeren Milchpackungen, Pet-Flaschen, Cornflakes-Schachteln, etc. So leben sie ihre Kreativität aus!