2. Mai – Das tägliche Leben in Honduras

In Honduras sind wird gerade in den wärmsten Monaten des Jahres, also im Hochsommer. Die Temperaturen steigen fast täglich über 30 Grad Celsius. Dies hat grosse Auswirkungen auf die Natur; in den letzten Wochen wurden im ganzen Land 52 Waldbrände gezählt! Die Feuerwehr ist unermüdlich im Einsatz, doch die Wasserknappheit behindert ihre Arbeit sehr. In Tegucigalpa, in der Hauptstadt, gibt es Stadtteile, in denen die Häuser nur alle 7 Tage fliessendes Wasser erhalten. An diesem Tag, an welchem das Wasser in die Häuser gelangt, werden alle möglichen Behälter gefüllt, damit es für die nächsten Tagen reicht.

Auch auf politischer Ebene gibt es hitzige Diskussionen: Letzten Monat wurde die sogenannte Pille-Danach legalisiert. Dies war ein Versprechen, welches die momentane Präsidentin bei den Präsidentschaftswahlen gemacht hat und nun endlich konnte es umgesetzt werden. Viele Frauengruppen und -organisationen haben diesen Schritt gross gefeiert. Doch leider gibt es auch immer noch viele Kritik gegen diesen Entscheid; diese Kritik kommt vor allem von den Kirchen und von den rechten Parteien.

Quelle: (pasosdeanimalgrande.com)

Was überhaupt nicht gefeiert wird, sondern besorgniserregend ist, sind die steigende Preise für Lebensmittel. Schon seit einiger Zeit steigen diese hier in Honduras stark an, was für viele Honduranerinnen und Honduraner ein existenzielles Problem darstellt. Vor einem Jahr haben 30 Eier noch 90 Lempiras gekostet, heute kosten sie 150 Lempiras. Also fast doppelt so viel! Mit einem Durchschnitts-Tageslohn von 200 Lempiras sind Eier zum Luxus-Essen geworden. Vor einigen Wochen hat mir meine Nachbarin (Mutter von 4 Kindern) erzählt, dass sie keine Eier mehr kaufen können, denn sie sind einfach zu teuer…

Dass das Leben hier in Honduras für viele Menschen teuer ist, widerspiegelt sich auch im Gesundheitssystem. Der Vater einer meiner Nachbarinnen hat ein Rückenproblem und braucht einen operativen Eingriff. Im öffentlichen Spital ist es schwierig, ein “freies” Bett zu bekommen, weil es einfach zu überfüllt ist. Zum Glück wurde ein Bett frei und er wurde aufgenommen mit dem Versprechen, dass die Operation in den nächsten Tagen stattfinden wird. Unterdessen sind 7 Wochen vergangen und er wartet immer noch im Spital auf die Operation! Dies zeigt das unkoordinierte Vorgehen und die Überlastung dieses Spitals: Auf der einen Seite sind zu wenig Plätze vorhanden, auf der anderen Seite belegen Patienten für mehrere Wochen unnötig einen Bettplatz! Aber damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Für die Operation werden spezielle Schrauben benötigt, welches das Spital nicht hat. So musste die Familie die Schrauben kaufen gehen und sie dem Arzt übergeben. Als mir meine Nachbarin den Preis der Schrauben nannte, war ich sprachlos: Sie haben 32’000 Lempiras (umgerechnet 1’150 CHF) gekostet!!! Die Familie musste einen Kredit aufnehmen, um diese Kosten zu decken. Nun steht die Familie mit einem Schuldenberg und einen immer noch nicht operierten Vater da… Wann die Operation stattfinden wird, weiss niemand; die Ärzte vertrösten immer auf die nächste Woche.

Unsere Bibliothek hat unter anderem das Ziel, den Kindern die Natur näher zu bringen. Da unser Dorf nahe am Wald liegt, haben wir einen Wald-Tag organisiert. Wir haben einen Parcour gemacht sowie einen kleinen Spaziergang. Das Highlight für die Kinder war der Stafetten-Lauf, wo sie in Gruppen gegeneinander rennen mussten.

Die Lehrerin vom Dorf unterstützt uns weiterhin und gemeinsam haben wir ein neues Projekt in Angriff genommen: Wir haben einen Schüler bei uns, welcher in die 2. Klasse geht, aber immer noch nicht die Zahlen und Buchstaben kennt, und deswegen in der Schule stark hinten nach ist. Belkis, die Lehrerin, gibt ihm nun drei Mal pro Woche Nachhilfe-Unterricht und es ist schön zu sehen, wie motiviert der Schüler ist. Dies ist eines von vielen Beispielen, dass die Pandemie-Massnahmen viele negative Folgen für die Kinder hat…

Der Spielnachmittag ist weiterhin der meistbesuchte. Da wir viele neue Puzzles geschenkt bekommen haben (ein Dank an meine Schwester und die Puzzle-Spender/-innen aus der Schweiz😊), sind die Kinder momentan in Puzzle-Stimmung und es ist so schön zu sehen, wie die Kinder vom nicht-wissen wie ein Puzzle funktioniert zu Puzzle-Profis geworden sind!