Das Thema um den Ex-Präsidenten Juan Orlando Hernández und sein Auslieferungsgesuch war im Monat März weiterhin sehr präsent. Auch die Tatsache, dass er weiterhin sehr mächtig ist und viele einflussreiche Freunde hat, konnten ihn nicht vor der Auslieferung und der Entscheidung der USA schützen. Es steht also fest: Er wird an die USA ausgeliefert! Für viele Honduraner und Honduranerinnen ist dies eine sehr freudige Nachricht!
Die momentane, neue Präsidentin Xiomara Castro und ihr Team haben es nicht leicht im neuen Amt. Es fehlt viel Geld, ein enormer Schuldenberg ist vorhanden – und doch werden viele Verbesserungen versprochen. Die Angst von vielen Honduranerinnen und Honduraner ist, dass diese erste Zeit im Präsidentenamt zwar vielversprechend ist, doch wie wird sich die Zukunft zeigen? Schon so viele Präsidenten haben etliche, leere Versprechungen in den ersten Monaten gemacht…
Dass in vielen Sektoren hier in Honduras dringend eine Verbesserung nötig ist, zeigt ein Beispiel vom Nachbardorf. Leider eines unter so vielen: Ein junger Familienvater hat sich bei einem Motorradunfall den Unterschenkel gebrochen, was eine operative Versorgung benötigt. Er wurde in die Notaufnahme des öffentlichen Spitals gebracht, doch dort wurde ihm lediglich erklärt, dass im Moment keine Kapazität für eine solche Operation besteht (!). Der junge Familienvater hatte zwei Optionen: Entweder er wartet ca. einen Monat, bis er einen Operations-Termin im öffentlichen Spital bekommt oder er bezahlt den Eingriff in einem privaten Spital. Im privaten Spital würde er die Operation sofort erhalten, jedoch ist es viel zu teuer und er kann es sich nicht leisten. Also bleibt ihm nichts anderes übrig, als einen Monat auf die Operation zu warten…
Neben dem Gesundheits- ist auch der Arbeitssektor und die damit verbundenen Rechte der Arbeiter:innen sehr besorgniserregend. Meine Nachbarin, eine vierfache Mutter, hat mich letzte Woche angerufen und gebeten, ihr Geld zu leihen. Dies verwunderte mich, denn sie und ihr Partner arbeiten beide und kommen normalerweise gut über die Runden. Sie erzählte mir, dass der Chef ihres Partners seit einem Monat keinen Lohn auszahlt. Als ich nach dem Grund nachfragte, konnte ich es kaum glauben: Der Chef ist in einem verlängerten Urlaub (zwei Monate!) und hat es anscheinend nicht als nötig empfunden, das Ausbezahlen der Löhne zu delegieren! So erhalten die Arbeiter:innen dieser Firma für zwei Monate keinen Lohn – nur, weil der Chef in den Ferien ist! Die allerwenigsten Familien hier in Honduras können es sich leisten, zwei Monate ohne Lohn über die Runden zu kommen, geschweige eine Familie mit vier Kindern! Doch da die Arbeitssituation so schlecht überwacht ist, machen viele Arbeitgeber, was sie wollen.
Hier in Honduras hat der Sommer und somit die Trockenzeit begonnen. Der damit verbundene Wassermangel in vielen Teilen des Landes stellt ein besorgniserregendes Thema dar. Die Situation in einigen Stadtteilen der Hauptstadt Tegucigalpa ist besonders schlimm: Dort erhalten die Haushalte nur alle zwei Wochen für zwei Stunden Wasser! In diesen zwei Stunden werden alle möglichen Behälter, Fässer, etc. gefüllt, damit Mann / Frau für die nächsten zwei Wochen Wasser haben. Dieses Wasser muss für alles reichen: Zum Kochen, Waschen, Putzen, Duschen, … Und schwierig wird es, wenn alle Familienmitglieder arbeiten und genau in diesen zwei Stunden nicht zu Hause sein können!
Das Sprichwort «Geld regiert die Welt» passt auch hier traurigerweise: Ein Bekannter von uns wohnt in der Hauptstadt in einem Luxus-Hochhaus, in welchem das Wasser nie fehlt. Wenn Mann / Frau Geld hat, wird ein Tank eingebaut und das Wasser eingekauft.
Dieses Thema der Wasserknappheit war auch bei uns in der Bibliothek ein Thema. Es wurde über die Wichtigkeit des Wassers diskutiert und ebenfalls wurde den Kindern aufgezeigt, von wo das Wasser überhaupt kommt. Das Thema haben wir mit einem Waldspaziergang abgeschlossen, in welchem wir eine Wasserquelle besucht haben. Diese Wasserquelle trägt ein Teil des Wasserreservoirs des Dorfes bei. Die Kinder und Jugendliche haben die Wanderung sehr genossen und waren erstaunt, wie nahe unsere Wasserquelle von uns ist 😊
Woawww… Ich komme ursprünglich aus Nicaragua und hatte ich eine Kindheit nicht einfach, aber was ich hier lese macht mich sehr traurig. In Nicaragua ist das Gesundheitssystem genauso Schlimm wie in Honduras und in viele Fällen werden die Leute einfach sterben oder müssen mir Nachwirkungen erleben. Was deine Nachbarin erlebt ist mir auch bekannt und leider wenn man sich dagegen entscheiden, verliert man die Arbeit. Die Situation mit der Wasserknappheit habe ich selber erlebt aber das was in Honduras angeht, ist viel. Es wäre schön, dass diese Information und Realität weiter kommuniziert werden um mehr bewusst generieren. Vielleicht schaffen wir mehr Unterstützung aus verschiedenen Quellen!
Liebe Mirjam
herzlichen Dank – ich habe den eindrücklichen Bericht wieder unserer Gruppe (HERMANOS Ballwil) weiter geleitet. Alle sind sehr interessiert an deinen Ausführungen.
Zum Wassermangel: Bei uns werden unzählige private Schwimm-Bassins gefüllt, Rasen besprengt, wöchentlich Autos gewaschen, und alle finden, sie hätten selbstverständlich Anspruch darauf. Deine Berichte aus Honduras rücken Verhältnisse zurecht.