Für viele Personen hier in Honduras ist Dezember einer der schwierigsten Monate: viele Schulden müssen bis Ende Jahr beglichen werden und zusätzlich gilt es noch Geld für die Geschenke der Kinder zusammenzubekommen. Dieser Druck führt zu einem deutlichen Anstieg der Kriminalitätsrate hier in Honduras. Im Monat Dezember werden die meisten Überfälle und Diebstähle berichtet. Die Anspannung in der Hauptstadt war gut spürbar.
Der Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump hat jetzt schon gravierende Auswirkungen auf Honduras. Da Trump letzte Woche entschieden hat, die Finanzierungen für die Programme der Humanitären Hilfe zu pausieren, müssen viele Hilfsorganisationen ihr Budget massiv kürzen. Der Direktor einer grossen Hilfsorganisation in Tegucigalpa hat uns erzählt, dass er vermutlich 40% seiner Angestellten entlassen muss, da er nicht wisse, ab wann sie wieder mit der finanziellen Unterstützung aus den USA zählen können. Die USA ist bei den meisten Hilfsorganisationen hier in Honduras der grösste Geldgeber und deshalb werden viele Organisationen in den nächsten Monaten mit grossen Finanzprobleme konfrontiert werden.
Traurig ist es auch zu sehen, dass das Budget für die öffentlichen Spitälern anscheinend nicht bis zum letzten Monat des Jahres reicht und so musste das öffentliche Universitätsspital ein Infoblatt herausgegeben, mit der Mitteilung, dass bis Ende Jahr 2024 keine Gazen vorhanden sind und Operationen abgesagt werden müssen. Geht man jedoch in die nächste Apotheke oder in ein privates Spital, sind dort viele Gazen erhältlich.
Dass hier in Honduras die Männer bei Entscheidungen oft das letzte Wort haben, ist bekannt. Und doch treffe ich immer wieder Situationen an, bei denen ich erschrocken bin über die Macht der Männer. Unsere Nachbarin hat vor ein paar Wochen ihre Tochter geboren und nach einem schwierigen Start im Spital, hatte sie zu Hause viele Fragen über das Stillen und ihre Genesung. Ihr grosser Wunsch war, ihre Tochter voll stillen zu können und das hat sie auch erreicht! Doch als ich eine Woche nach der Geburt bei ihr ankam, sass sie tränenüberströmt auf dem Bett und zeigte mir ihre Brüste, welche rot, geschwollen und voller Milch waren. Auf meine Frage, wann sie das letzte Mal gestillt hätte, war ihre Antwort: gestern Abend! Sie erklärte mir, dass ihr Mann wütend wurde, als ihre Tochter am Abend oft weinen musste und deswegen habe er beschlossen, dem Neugeborenen einen Schoppen (Milch in der Trinkflasche) zu geben, worauf seine Tochter einige Stunden durchgeschlafen habe. Er müsse ja auch mal ruhen können, meinte er. Die Auswirkung auf seine arme Frau und deren Entzündung, welche seine Entscheidung hervorgerufen hat, war ihm nicht bewusst gewesen.
In der Bibliothek konnten wir eine gemütliche Weihnachtsfeier mit den Kindern und Jugendlichen feiern und danach mit viel Elan ins neue Jahr starten. Die Jugendliche haben mit viel Freude Weihnachtsguetzli gebacken und fleissig mitgeholfen, Geschenke für die Kinder einzupacken. Es hat mich gefreut zu sehen, wie motiviert sie bei diesen Arbeiten waren 😊

Der Ferienkurs durften wir erfolgreich abschliessen und die Kinder werden Anfang Februar ins neue Schuljahr starten.