Und schon ist der Monat August da! Gerne würde ich schreiben, dass die Ausgangssperre mittlerweile gelockert wurde, aber dem ist nicht so. Die Ausgangssperre besteht weiterhin, die Bevölkerung darf nur alle zwei Wochen raus. Bald werden es fünf Monate her sein, seit die Ausgangssperre verordnet worden ist. Die Strassen in der Hauptstadt sind nach wie vor fast leer; viele Personen gehen aber auf die Strasse, um verschiedene Sachen zu verkaufen: So findet man am Strassenrand Ventilatoren, Sonnenbrillen, DVD’s, Hüte, ja sogar das Kartenspiel UNO, Monopoly und Bingo! Andere bauen jeden Tag am Strassenrand ihren kleinen Verkaufsstand auf, wo man oft fast alles finden kann: Seife, Abwaschmittel, Waschmittel, Chlor, Desinfektionsmittel, Mundschutz, Eier, Haarklammer, Handyzubehör,… Ebenfalls gibt es Personen, die an der Ampel stehen und gegen ein kleines Trinkgeld die Autopneus desinfizieren – obwohl all dies wahrscheinlich etwas lustig klingt, ist es oft für all diese Personen die einzige Möglichkeit, etwas Geld zu verdienen und damit ihre Familie ernähren zu können.
Die Zahl der Infizierten steigt täglich; eine Besserung ist nicht in Sicht. Meiner Meinung nach ist es auch sehr schwierig, dass sich die Situation bessert, denn nicht einmal die Personen, die an vorderster Front mit den Covid-Patienten / Patientinnen arbeiten, haben genügend Schutzmaterial. Die Patienten und Patientinnen werden in provisorischen Zelten behandelt. Oft höre ich, dass der Sauerstoff zu einer Mangelware geworden ist. Wie soll sich also die Situation verbessern, wenn vom Staat ungenügender Schutz für das Gesundheitspersonal zur Verfügung gestellt wird und eines der wichtigsten Hilfsmittel der Therapie, Sauerstoff, eine Mangelware ist?
Viele Personen in der Hauptstadt gehen auf die Strassen um zu demonstrieren. Ich erhalte fast wöchentlich Aufrufe, um an einer friedlichen Demonstration mitzumachen. Diese Demonstrationen finden entweder mit dem Auto statt oder mit Masken und genügend Abstand. Es wird vor allem gegen die Korruption demonstriert, da überall bekannt ist, dass der Staat widersprüchliche Massnahmen ergreift. Anscheinend hat der Präsident mobile Spitäler in der Türkei gekauft, welche vor einigen Wochen in Honduras angekommen sind – sie waren aber nicht komplett, es kamen nur 2 von den 7 (anscheinend) bezahlten Spitälern an; der Rest wird wahrscheinlich auch nie ankommen. Und es sind auch keine Spitäler, sondern nur Triage Räume; medizinische Geräte oder Materialien sind nicht dabei. Viele fragen sich, wo die Millionen von Dollars, die gespendet wurden geblieben sind?
Die bestehende Ausgangssperre hat einen erheblichen Einfluss auf die häusliche Gewalt; und leider keinen positiven. Letzte Woche bekam ich einen Anruf von meiner Nachbarin; sie sei mit ihren 2 Kindern bei einer Freundin versteckt, da ihr Ehemann sie verfolge. Anscheinend gab es die Nacht zuvor einen heftigen Streit, wobei der Ehemann gewalttätig wurde. Der Ehemann hat vor der Corona-Krise in einem Restaurant gearbeitet, doch da alle Restaurants geschlossen sind, ist er seit mehr als vier Monaten ohne Arbeit zu Hause. Meine Nachbarin bat mich, sie und ihre Kindern in ihr Heimatort zu bringen, der ungefähr 40 Minuten entfernt liegt. Sie halte die Laune ihres Ehemannes nicht mehr aus. So habe ich sie in ihr Heimatort gefahren. Beispiele, wie jenes meiner Nachbarin, gibt es hier in Honduras wahrscheinlich viele mehr. Die ganzen negativen Auswirkungen der Ausgangssperre werden jedoch vom Staat totgeschwiegen… leider!
Da hier immer noch Maskenpflicht gilt, sehe ich immer wieder einige sehr einfallsreiche Methoden, diese Pflicht einzuhalten. Letztes Mal habe ich im Supermarkt eine Person gesehen, bei der man nur noch die Augen gesehen hat, alles andere war in einen Schal-ähnlichen Stoff eingebunden. Und mein Favorit von dieser Woche ist der einfallsreiche Herr, der sein Motorradhelm anstatt einer Maske im Supermarkt trägt : )