21. Mai – Das tägliche Leben in Honduras

Bereits ist wieder ein Monat vergangen. Hier in Honduras warten wir seit einigen Wochen auf den lang ersehnten Regen. Es ist sehr heiss und trocken – und wie leider fast jedes Jahr gibt es aufgrund der Trockenheit viele Waldbrände. Die Feuerwehr ist leider zu wenig effizient organisiert, um sich um alle Waldbrände zu kümmern. Meistens sind es die eigenen Dorfbewohner, welche versuchen das Feuer unter Kontrolle zu bringen.

Die Corona-Situation ist unverändert. Die obere und viele der mittleren Bevölkerungsschichten konnten sich eine Reise in die USA leisten und sich dort impfen lassen. Meine Nachbarin musste sich letzte Woche testen lassen, da sie mit ihrer an Corona erkrankten Mutter Kontakt gehabt hatte. Sie ging in ein öffentliches Test-Zentrum, in welchem sie sofort getestet wurde. Das Resultat hätte in 2-3 Tagen vorhanden sein sollen. Schlussendlich kam das Resultat (glücklicherweise negativ) erst nach langen 10 Tagen! Anscheinend sind die Test-Zentren so überfüllt und überfordert, dass die Testergebnissen erst nach mehr als einer Woche zur Testperson gelangen. Dies ist sehr erschreckend, wenn man bedenkt, wie viele Menschen eine positiv-infizierte Person in diesen 10 Tagen anstecken könnte! Denn eine 10-tägige Quarantäne einzuhalten ist für viele hier schlicht nicht möglich. Sei es aufgrund ihrer Arbeit oder ihres Verkaufsstandes, etc.

Umso erfreulicher war die Rückmeldung über ein öffentliches Corona-Zentrum in der Hauptstadt. Es ist auf dem Campus der öffentlichen Universität platziert und betreut Patientinnen und Patienten mit milden Corona-Symptomen. Die Mutter meiner Nachbarin war für 5 Tage dort und fühlte sich rundum sehr gut aufgehoben. Auch mussten die Angehörigen „nur“ für die Labortests bezahlen und auch sie fühlten sich gut betreut. Was für eine erfreuliche Nachricht inmitten von negativen Schlagzeilen!

Eine mehr und mehr sichtbare Folge der Pandemie ist die grosse Arbeitslosigkeit. Sie war vor der Pandemie schon extrem hoch jetzt hat sich die Lage aber noch mehr zugespitzt. Ich kenne viele, die ihre Arbeit verloren haben und / oder Arbeit suchen. Und falls sie Arbeit finden, ist sie oft sehr schlecht bezahlt. Die immer mehr steigenden Preisen hier in Honduras fördert den Teufelskreis in die Armut umso mehr. Viele können seit mehreren Monaten die Rechnung für Elektrizität nicht bezahlen und leben so mit der Sorge, dass der Strom jeden Moment abgeschaltet wird.

Auch in einem Gespräch mit einer lokalen Ärztin kommt dieser Preisanstieg zur Sprache: die Medikamentenpreise sind seit der Pandemie um fast das Doppelte gestiegen!

Unsere Bibliothek läuft weiterhin und ist unsere kleine Oase. Schön zu sehen, wie neben den Kindern auch immer mehr Mütter kommen – zwar nicht unbedingt für die Betreuung der Kinder, sondern mehr als Treffpunkt für einen Austausch und ein Entfliehen vom Alltag. Es kommen spannende Themen und Fragen auf. Zum Beispiel hat mich eine 25jährige Mutter mit Entsetzen gefragt, wieso sie denn schon in den Wechseljahren sei! Sie hat ihre Hitzewallungen und eine (um 3 Tage) verspätete Menstruation mit den Wechseljahr-Symptomen gleichgesetzt! Ein kleiner Nachmittags-Tratsch mit vielen wichtigen Frauenthemen : )