25. November – Das tägliche Leben in Honduras

Mein letzter Erfahrungsbericht ist einige Monate her und der Grund dafür hat einen Namen und Vornamen 😊 Unsere Tochter wurde Anfang September hier in Honduras geboren und wir geniessen das Familienleben.

Der Monat September war gekennzeichnet von vielen Feiertagen. Gross wird der “Dia del Niño” (Tag der Kinder) gefeiert und danach kommt der 15-de-Septiembre, wo die Unabhängigkeit Honduras gefeiert wird. Beides sind wichtige Feste in Honduras und sogar auf allen Radiostationen wird im Monat September pünktlich um 12:00 Uhr mittags die Nationalhymne abgespielt.

Diese Nationalhymne ist auch sehr präsent im Bildungssystem: Die 7 Strophen müssen auswendig gelernt werden. Jeweils am Ende der 6. Klasse, am Ende der 9. Klasse und auch am Ende der Universität wird dies überprüft. Kann die Hymne am Ende der Universität nicht fehlerfrei gesungen werden, gilt die ganze Studienzeit als nichtbestanden. Erst nach erfolgreicher „Hymnen-Prüfung“ wird der Uni-Titel ausgestellt. Es geht also noch sehr patriotisch zu und her…

Covid ist in Honduras stark in den Hintergrund gerückt. Aktuell ist die Diskussion, ob die immer noch geltende Maskenpflicht aufgehoben werden kann oder nicht. Natürlich gibt es viele Gegner gegen diese Aufhebung, da der Maskenverkauf/-handel mittlerweile ein grosses Geschäft geworden ist. Und die Besitzer dieser Geschäfte haben sehr viel Macht und Mitsprache in solchen Entscheidungen; leider!

Ein trauriges Phänomen, welches seit einigen Monaten immer mehr an Präsenz annimmt, ist die Migration von Venezolanerinnen und Venezolaner, sowie von Haitianerinnen und Haitianer. Es klingt sehr paradox und ist es auch! Auf Grund der schwierigen Situation in Venezuela und Haiti machen sich viele auf den Weg in die USA, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Sie durchqueren Zentralamerika und so auch Honduras. Mehr und mehr sieht man diese Personen, oft auch mit Kindern, auf den Strassen in der Hauptstadt um Geld betteln, damit sie weiterziehen können. Vor ein paar Monaten noch mussten sie ein “Durchreise-Geld” in Honduras von umgerechnet 200 USD bezahlen! Eine immense Summe, welche viele gar nicht bezahlen konnten und so in der ständigen Angst leben, von der Migrationsbehörde gefunden zu werden. Dank dem Druck von mehreren Menschenrechts-Organisationen wurde diese Regel glücklicherweise aufgehoben. Der Druck aus der USA auf Honduras ist gross, denn die amerikanische Regierung “spendet” Geld an Honduras, damit sie sich um diese Migrantinnen und Migranten “kümmern” und diese so nicht in die USA gelangen. Eine sehr traurige und schwer zu verstehende Situation. Ein Land wie Honduras, welches selber schon genug mit Migration zu kämpfen hat, soll sich jetzt auch noch um die Migrantinnen und Migranten aus Venezuela und Haiti kümmern…?!

Unsere Bibliothek wurde auch in meiner Abwesenheit fleissig weitergeführt. Belkis, die Lehrerin aus dem Dorf, hat sich der Bibliothek angenommen und die Nachhilfestunden sowie den Bastel- und Spielnachmittag weitergeführt. Auch wurde der Tag der Kinder gefeiert, an welchem Besuch von der Organisation “Rotes Kreuz Honduras” empfangen werden durfte.

Das Schuljahr geht Ende November zu Ende und die Kinder haben bis Februar Ferien. Traurig ist die Tatsache, dass anscheinend das Bildungs-Departement den Schulen vorgeschrieben hat, dass kein Kind die Klasse wiederholen darf. Dies war schon letztes Jahr der Fall und der Grund dafür ist das gute Da-Stehen vor den internationalen Geldgebern. Es wird sehr viel Geld für den Bildungssektor gespendet und die Regierung muss sich rechtfertigen, wenn viele Kinder die Klasse nicht bestehen. Doch die Lehrerin aus dem Dorf hat mir erzählt, dass viele Kinder der ersten Klasse immer noch sehr grosse Mühe mit Lesen und Schreiben haben und sie jetzt in ihren Ferien Nachhilfe für diese Schülerinnen und Schüler geben muss.

In der Bibliothek sind wir an Aktivitätsplanung, um ihnen die unterrichtsfreie Zeit mit Spass zu versüssen und langsam aber sicher die Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen.

Miriams Corona-Tagebuch aus Tegucigalpa

Miriam kam 2014 das erste Mal nach Honduras mit einer Hilfsorganisation und arbeitete dort 3 Jahre als Pflegefachfrau. Sie lebte dann wieder 2 Jahre in der Schweiz, hat aber den Kontakt zu Honduras nie verloren. Nun lebt sie seit April 2019 in Honduras mit ihrem Partner, wohnt in einem kleinen Dorf in der Nähe der Hauptstadt Tegucigalpa und arbeitet als Pflegefachfrau. Sie wird hier in den nächsten Monaten aus ihrem Alltag aus Honduras berichten.