14. Dezember – Das tägliche Leben in Honduras

Und schon ist das Jahr 2021 fast vorbei. Wir sind im letzten Monat des Jahres angekommen und auch hier in Honduras herrscht Weihnachtsstimmung.

Und nebst der Weihnachtsstimmung herrscht liegt auch ein ungewöhnlicher Frieden in der Luft. Grund dafür sind die Wahlen, welche Ende November stattgefunden haben. Es gab, für viele überraschenderweise, einen Parteiwechsel! Zum ersten Mal in der Geschichte hat Honduras eine Frau als Präsidentin!

Foto: Martín Cálix (https://contracorriente.red/wp-content/uploads/2021/12/5476-Elecciones-Generales-2021.jpg)

Die Wahlen sind friedlich verlaufen und sogar danach gab es keine Proteste. Aus meiner Sicht ist einer der Hauptgründe dieser, dass das Volk sich ernst genommen fühlte und das Resultat respektiert wurde. Viele haben sich einen Wechsel gewünscht und dies widerspiegelte sich an der grossen Wahlbeteiligung – fast 70%! Die Nationale Partei, welche 12 Jahre an der Macht war, war von Korruption und Unterdrückung gekennzeichnet. Ob die Libre-Partei, welche die Wahlen gewonnen haben, besser und ehrlicher ist, da gehen die Meinungen auseinander. Fakt ist, dass viele Honduranerinnen und Honduraner neue Hoffnung spüren und froh sind, dass es einen Wechsel gibt. Was traurigerweise nicht verhinderbar war, ist die Wahlfälschung der Nationalen Partei für den Kongress. Sie wollen um jeden Preis die Macht behalten, wo sie noch können.

Das Schuljahr hier in Honduras ist im November zu Ende gegangen und beginnt im Februar wieder. Für viele Eltern und auch für mich ist es nicht nachvollziehbar, wie die meisten Kinder das Schuljahr bestanden haben. Die Lehrer und Lehrerinnen haben die Kinder als „bestanden“ eingestuft und somit werden sie nächstes Jahr in die nächste Klasse kommen. Obwohl sie das ganze Schuljahr über keine Hausaufgaben gemacht haben oder am Online-Unterricht teilgenommen haben. Als ich unsere Lehrerin vom Dorf fragte, wieso dies so sei, erklärte sie mir, dass der Bildungssektor „gut da stehen müsse“. Je mehr Kinder die Klasse bestehen, desto besser das Bild gegen aussen. Irgendwie müssen sie sich ja rechtfertigen, dass die gespendeten Millionenbeträge für die Bildung „eingesetzt“ worden sind. Und wer darunter leidet, sind die Kinder…

Vor allem jene Kinder, welche in die zweite und dritte Klasse kommen, haben noch nie Präsenzunterricht erhalten – wegen der Pandemie. So werden diese Kinder also in die zweite oder dritte Klasse gehen, ohne die Buchstaben und Nummern zu kennen, ohne lesen und schreiben zu können! Dies war Grund genug für Belkis (die Lehrerin vom Dorf, welche auch die Nachhilfe gibt) und mich, kurzfristig einen Ferienkurs ins Leben zu rufen. Nun können jene Kinder mit besonderer Lese- und Schreibschwäche vier Mal pro Woche in der Bibliothek gemeinsam mit uns lernen.

Wir in der Bibliothek haben unseren Weihnachtsbaum fertig geschmückt und die Kinder sind voller Vorfreude. Es ist eine kleine Weihnachtsfeier geplant, an welcher wir selbstgemachte Weihnachts-Guetzli mit Kaffee verkaufen werden und ein gemütliches Zusammensein geniessen werden.

Hier im Blog wird es eine kleine Pause geben und ab Januar gibt es wieder Berichte. Wir wünschen allen frohe und lichtvolle Weihnachten und einen guten Start ins Neue Jahr!