1. Mai – Das tägliche Leben in Honduras

Lange war es unklar, ob der Expräsident Juan Orlando Hernandez nun ausgeliefert wird oder nicht. Letzte Woche war es dann endlich soweit: Der korrupte Expräsident wurde an die USA ausgeliefert und wartet dort nun auf sein Gerichtsurteil. Dies war natürlich das Diskussionsthema Nummer eins in den letzten Tagen und die Freude von vielen Honduranerinnen und Honduraner war spürbar. In der Hauptstadt Tegucigalpa gab es ein „Freudenfest“ auf dem Boulevard und viele weitere Zusammenkünfte wurden gehalten.

Während die einten ein Freudefest bezüglich der Auslieferung hielten, haben andere einen Freudentanz aufgeführt, als es am Wochenende zu regnen begann! Der Regen startet oft erst im Mai, doch dieses Jahr kam er früher und war für viele von uns eine grosse Erleichterung. Vor Ostern war es extrem heiss, es gab viele Waldbrände und der sich dadurch entwickelte Rauch war überall riechbar. Die gewaschenen Kleider sind zwar schnell getrocknet, jedoch mit einem unangenehmen Rauchgeruch. Und der Regen bringt auch Erleichterung im Wassermangel-Problem.

Die Osterwoche, welche auf Spanisch «Semana Santa» (Heilige Woche) genannt wird, ist immer eine spezielle Zeit. Es werden viele religiöse Aktivitäten durchgeführt und eine davon sind die sehr künstlerischen «Alfombras». Das sind Strassenteppiche, welche meistens aus bunten Sägespänen mit grosser Sorgfalt und Geduld hergestellt werden. Beschmückt werden sie mit Palmenblättern, Rosen und anderen Pflanzen. Die Tradition repräsentiert den Einzug von Jesus in Jerusalem und die Teppiche werden in verschiedenen Städten in Honduras, aber auch in anderen, zentralamerikanischen Ländern gestaltet. Es sind oft künstlerische Wunderwerke, die eine enorme Genauigkeit und Geduldsaufgabe erfordern.

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Neben den «Alfombras» ist ein Strandbesuch eine weitere Tradition der Semana Santa. Viele Familien und Freunde gehen gemeinsam an den Strand oder zumindest an einen Fluss / Schwimmbad, um einen unbeschwerlichen Tag zu verbringen. Und als typisches Gericht wird der «Pescado Frito» (frittierter Fisch) gegessen.

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Es ist schön zu sehen, dass die Semana Santa für viele Honduranerinnen und Honduraner eine gemütliche Woche ist, in welcher sie die Alltagssorgen für einen Moment hinter sich lassen können.

Eine weitere erfreuliche Neuigkeit kommt vom Bildungssektor. Je länger je mehr wird von Seitens der Regierung Druck gemacht, dass die Schulen ganz geöffnet werden. Hier im Dorf wurde angekündigt, dass ab Mai die Kinder endlich wieder jeden Tag in die Schule gehen und einen geregelten Schulalltag beginnen können. Die Freude über diese Neuigkeit ist bei den Kindern gross! Wie sie es doch vermisst haben, jeden Tag in die Schule gehen zu dürfen!

Nach einem erfolgreichen Kleiderbazar, welche von der Jugendgruppe in der Bibliothek durchgeführt worden ist, konnte ein kleines Taschengeld für die Bibliothek gesammelt werden. Die Idee dahinter ist, dass die Jugendliche lernen mit Geld umzugehen. Und diese Woche konnte dann eine Aktivität freier Wahl mit ihnen durchgeführt werden. Die Entscheidung über das Programm war schnell klar: Kinobesuch 😊 So gingen wir diese Woche mit ihnen ins Kino, wo sie einen lustigen Nachmittag verbrachten und gleichzeitig sich bewusst geworden sind, wie mit den Kosten des täglichen Lebens umgegangen wird.

Hier im Blog wird eine kleine Pause eingelegt und ihr werdet im Juli wieder etwas von mir hören 😊