3. Juni – Das tägliche Leben in Honduras

    Der Monat Mai war klima-technisch sehr schwierig. Der Regen, welcher normalerweise Anfangs Mai einsetzt, kam erst in der letzten Maiwoche. Das Wasser wurde überall knapp, doch das Schlimmste war die Luftqualität. Durch die vielen Waldbrände gab es einen Smog über Honduras, welcher das ganze Land mit einer dicken Rauchwolke bedeckte. Laut der Luftqualität-App “IQ-Air” war Honduras weltweit das Land mit der höchsten Kontamination! Es kann sich so vorgestellt werden, als ob man Tag und Nacht neben einem Lagerfeuer sitzt und den Rauch einatmet. Wohnung, Kleider, Bettwäsche; alles hat nach Rauch gerochen. Die Regierung hat einen Notstand ausgerufen mit den Massnahmen, dass alle Staatsangestellten Homeoffice machen müssen und der Aufenthalt im Freien sollte kurzgehalten werden. Dies war für viele hier ein schlechter Witz, denn wie es die Honduraner so passend ausdrücken: “Si no salgo, no como!” (Wenn ich nicht rausgehe (gemeint ist die Arbeit oder aufs Feld), habe ich kein Essen). Mit dem Regen, welcher in den letzten Tagen endlich gekommen ist, gab es eine grosse Linderung!

    Vor (oben) und nach (unten) dem Regen

    In der Politik ist das Thema momentan vor allem die nächsten Präsidentenwahlen, welche im November 2025 stattfinden werden. Es ist schon erstaunlich, wie mehr als ein Jahr vor den Wahlen sich schon alles darum dreht. Deswegen werde ich für dieses Mal den Politik-Teil kurzhalten, dafür die Darmentleerung ansprechen 😊 Näheres kommt weiter unten.

    Viele der Honduranerinnen und Honduranern kochen nach wie vor mit Feuer und für dies wird Feuerholz benötigt. Das Holz wird im nahegelegenen Wald gesammelt und oft müssen die Kinder mithelfen. Als letzte Woche ein paar Geschwister an unserem Haus mit Holz vorbei gingen, fragte ich sie, ob heute keine Schule sei. Sie haben sich etwas unsicher untereinander angeschaut und schliesslich flüsterte mir die Älteste, dass sie Holz sammeln mussten. Und da wurde mir wieder einmal bewusst, wie oft falsch geurteilt wird. Denn für die Familie (welche in diesem Fall alleinerziehende Mütter sind), stellt sich die Frage: Ist es wichtiger, meine Kinder heute in die Schule zu schicken oder sie Holz sammeln gehen lassen, damit ihnen Essen gekocht werden kann? Eine Frage, welche für uns in Europa nicht vorstellbar ist, denn wir drehen morgens einfach die Herdplatte an und können kochen…

    Und nun zum Thema Darmentleerung 😊 Ich finde die kulturellen Unterschiede immer wieder spannend und da wir momentan an einem Zimmer mit Bad am Bauen sind, möchte ich gerne darüber berichten, wie die menschlichen Ausscheidungsprodukte hier in Honduras gehandhabt werden: Viele Familien in den ländlichen Gebieten besitzen noch die sogenannten Plumsklos und die “fosa septicas”. Für diese “fosa septica” wird ein 2.50 Meter tiefes Loch in die Erde gegraben und mit alten Lastwagenpneus ausgelegt, welche zur Stabilität dienen. Über die “fosa septica” kommt eine Beton-Platte und die Rohre gehen dann vom WC in dieses “Loch”. Ich stellte dann die Frage, was passiert, wenn dieses Loch voll wird? Anscheinend sei dies sehr schwierig, denn vieles zergeht mit der Natur. Ansonsten gäbe es anscheinend Firmen, welchen den Service anbieten, diese Löcher zu leeren. Spannend 😊

    Da im Gemeindezentrum nach wie vor gebaut wird, vergnügen wir uns mit der Bibliothek immer noch im Wald. Letzte Woche haben wir Wald-Mandalas gelegt mit all den vielen Materialen, welche im Wald zu finden sind. Wir hoffen jedoch, dass wir bald wieder in “unsere “ Bibliothek gehen dürfen!

    Ein Gedanke zu „3. Juni – Das tägliche Leben in Honduras

    1. Immer wieder spannend, von Dir zu hören und zu lesen, liebe Miriam! Weiter viel Mut, Kraft, Humor und Zuversicht! Con un fuerte abrazo!
      Christa

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