15. Dezember – Das tägliche Leben in Honduras

Der letzte Monat dieses Jahres ist da. In vielen Teilen von Honduras herrscht keine wirkliche Weihnachtsstimmung. Mittlerweile ist fast ein Monat vergangen, seit die zwei Hurrikans für Verwüstung im ganzen Land gesorgt haben. Tausende Personen können immer noch nicht in ihre Häuser zurückkehren – sofern sie ihr Haus nicht verloren haben. Sie leben weiterhin unter Brücken oder in den Auffangzentren, welche von der Regierung zur Verfügung gestellt worden sind. Gerade letzte Woche sind wieder mehrere sexuelle Übergriffe auf Minderjährige in diesen Auffangzentren ans Licht gekommen. Diese Tatsache stimmt mich sehr traurig; diese Personen haben schon genug Probleme (keine eigene Unterkunft, kein Geld, ganzes Hab und Gut verloren) und nun noch die Sorgen um die persönliche Sicherheit in diesen Auffangzentren…

Bei uns im Dorf ist der „normale“ Alltag wieder eingekehrt. Leider warten meine Nachbarn immer noch auf Unterstützung; ihre Küche wurde durch einen kleinen Erdrutsch beschädigt und sie haben um Hilfe bei der Gemeinde angefragt. Obwohl der Gemeinderat diese versprochen hat, sehen sie bis jetzt nichts von dem.

Viele gehen diesen Monat in die Hauptstadt um selbstgemachte Brote, Kekse oder Weihnachtsdekorationen zu verkaufen. Dies bringt oft ein kleines Extra-Geld, um seinen Kindern wenigstens ein einfaches Weihnachtsgeschenk zu kaufen.

Und wie die Schule nächstes Jahr weitergeht, ist weiterhin unklar. Die Mütter haben mir erzählt, dass sie letzte Woche ein Treffen mit dem Lehrer hatten und er sie informierte, dass alle Schülerinnen und Schüler die Klasse bestanden haben und somit das nächste Jahr das Schuljahr nicht wiederholen müssen. Dies sei eine Entscheidung von der Regierung, quasi als „Motivation“ für die Kinder. Jetzt haben also die ganzen schulpflichtigen Kindern in Honduras das Schuljahr bestanden, obwohl sie das ganze Jahr lang keine Schule hatten und nur wenige überhaupt Hausaufgaben erhalten haben. Die Kinder, welche dieses Jahr die erste Klasse besuchten, kommen nächstes Jahr direkt in die zweite Klasse, ohne Lesen zu können oder die Buchstaben zu kennen…

Umso wichtiger war unsere Bibliothek also in den letzten Monaten. Dort konnten die Kinder wenigsten einige didaktische Sachen machen oder ihre Kreativität bei einer WC-Papier Rolle ausüben und daraus einen Weihnachtsbaum basteln ☺ Mit grosser Freude konnten wir auch einige Frauen in unserem Team begrüssen, welche uns nun helfen, die Bibliothek zu führen.

Eine kleine Information: Da ich in der nächsten Zeit einen Heimaturlaub mache, werde ich leider keine Berichte schreiben können. Sobald ich jedoch zurück in Honduras bin, dürft ihr gerne wieder von mir lesen.

Schöne Weihnachten, Feliz Navidad !

Ein Gedanke zu „15. Dezember – Das tägliche Leben in Honduras

  1. Liebe Miriam,
    so toll, wozu Du die Menschen um Dich motivieren Kannst, Du tolle Mutmacherin!
    Umso mehr freue ich mich mit Dir, dass Du zu einem Weihnachtsurlaub kommst! Lass Dich verwöhnen.
    Und von mir herzlich umarmen – auch für Dich und Deine Familie: Feliz Navidad! – Christa Spycher

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