31. Juli – Das tägliche Leben in Honduras

Regen! Nicht nur in Europa ein grosses Thema, sondern auch hier in Honduras. Wir haben Anfang Juli den lang erhofften Regen erhalten und glücklicherweise kam er nicht in grosser Wucht, sondern richtig „dosiert“. Es scheint paradox zu sein, dass die Gegenden, wo letztes Jahr durch die Hurricans stark getroffen worden sind, bereits nach den normalen Regenfällen wieder Probleme haben. Viele Häuser wurden noch nicht richtig aufgebaut, viele Menschen leben noch immer in provisorischen Zelten, die Ufer der Flüsse sind noch immer beschädigt und es wurden keine Hochwasserschutzmassnahmen gebaut. So leben viele der Menschen dort erneut in Angst und Sorge, was traurig ist – denn es sind bereits 8 Monate nach den verheerenden Hurricans vergangen.

Auch die Corona-Situation bleibt ein aktuelles Thema. Es wird „fleissig“ geimpft; jedoch immer wieder mit einem anderen Impfstoff. Viele Personen erhalten die erste Impfdosis, doch der Termin für die zweite Dosis wird mehrmals verschoben – ungewiss, wann sie die zweite Dosis erhalten werden.

Auch bezüglich Coronatest-Resultat gibt es viele Fragezeichen: Unser Nachbar verspürte erste Covid-Symptome Anfangs Juli und ging deshalb direkt in ein Testcenter, um sich dort testen zu lassen. Das Ergebnis sollte er spätestens nach 5 Tagen per SMS erhalten. Er hat nach 7 Tagen immer noch keine Antwort erhalten, auch auf Nachfrage bekam er kein Resultat, sondern nur die Antwort, dass er warten muss – und bis heute hat er kein Ergebnis erhalten. Nach einer Woche bekam er ein Jobangebot, bei welchem er gleich am nächsten Tag starten konnte. Es ist nachvollziehbar, dass ein Vater, welcher seit Anfang der Pandemie keine feste Arbeitsstelle hat, ein Jobangebot annimmt, ohne sein Resultat zu wissen. Und dies ist nur eines von vielen Beispielen. Die meisten Personen hier können sich es nicht leisten, eine Woche oder sogar mehr auf ein Testresultat zu warten.

Diese Woche darf ich mit Sandro* (einem Jungen aus der Bibliothek) und seiner Mutter zum Zahnarzt gehen. Sandro ist mir schon länger aufgefallen, da er sehr mager ist und für sein Alter viel zu klein. In einer ruhigen Minute hat er mir dann erzählt, dass er häufig Zahnschmerzen hat und deswegen fast nichts essen kann. Er hat mir anschliessend seine Zähne gezeigt – braun bis schwarz gefärbte Zähne! Mir tat es nur schon vom Anschauen weh! Dank eines guten Bekannten, welcher Zahnarzt ist, konnten wir eine Präsentation über Zahnhygiene organisieren und dort hat er sich Sandro’s Zähne angeschaut. Diese Woche können wir zu ihm gehen und die beschädigten Zähne entfernen. Die Mutter hat ihn wegen fehlenden finanziellen Ressourcen nie zum Zahnarzt begleiten können…

Und dann ist noch unsere wundervolle Bibliothek. ☺ Dank weiteren grosszügigen Spenden konnten wir einen zweiten Computer kaufen. Die älteren Kinder sind begeistert am lernen, wie man ein Word-Dokument erstellt, wie es gespeichert wird und wie die „Maus“ funktioniert. Es ist schön zu sehen, welch Interesse besteht!

Auch die Nachhilfe wird weiterhin rege besucht. Wir versuchen, die wichtigsten Sachen zu repetieren. Es macht mich immer wieder nachdenklich, wenn ich 2. Klässler sehe, die keinen einzigen Buchstaben kennen. Oder 6. Klässler, die Schwierigkeiten haben, eine einfache Division zu rechnen. Die langfristige Auswirkung von fast zwei Jahren ohne Schule sind bereits jetzt sichtbar – leider.

Schön ist zu sehen, dass sich die Kinder immer wieder an wenigen Sachen erfreuen. So ist die Idee meines Vaters, welcher momentan hier in Honduras ist, Papier-Flugzeuge zu bauen, ein grosser Hit geworden und alle wollten für zwei Stunden nur noch Papier-Flugzeuge bauen ☺

* Name geändert

3 Gedanken zu „31. Juli – Das tägliche Leben in Honduras

  1. Vielen lieben Dank für den informativen Blog. Euer Engagement ist sehr wertvoll und gibt dem Leben einen Sinn. Die Kinder haben genauso ein Recht auf Bildung und Gesundheit. Sie sollen Spass haben und Glücklich sein. Ist es möglich euch auch Kleidung, Bücher, Spielsachen zukommen zu lassen? Wenn ja wie?
    Liebe Grüsse aus der Schweiz 🇨🇭

    • Liebe Anita
      Vielen lieben Dank für Deinen Kommentar, er hat mich sehr gefreut!

      Bezüglich Spenden zu kommen zu lassen: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es oft schwierig und auch sehr teuer ist, von der Schweiz aus Sachen zu schicken. Der Zoll hier in Honduras ist leider oft sehr schwierig und es gibt keine Garantie, dass es ankommen wird. Ich mache es oft so, dass wenn jemand aus der Schweiz nach Honduras kommt (was leider nicht all zu oft vorkommt), zahle ich ihm ein Extragepäck und diese Person bringt so die Sachen mit.
      Ansonsten ist es oft die einfachste und auch kostengünstigste Variante, dass ich es vor Ort hier in Honduras einkaufe.
      Ganz liebe Grüsse aus Honduras!

  2. Einfach super, wie Du dran bleibst, liebe Miriam! Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft und Gesundheit und immer wieder Freude an dem, was Du tust.
    Für mich in der fernen Schweiz ist es immer wieder ein Aufsteller, von Deiner ganz konkreten Arbeit zu lesen! Weiterhin alles, alles Beste!

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